AUS DER SUPERINTENDUR

Zusammenarbeit ist das Gebot in (noch) schwierig(er)en Zeiten

In den letzten Jahrzehnten ist in den Evangelischen Kirchenkreisen im Saarland viel geleistet worden, um die Arbeit der Evangelischen Kirche im Saarland zukunftsfähig zu gestalten: Schwerpunkte wurden gesetzt, neue Wege in der Verkündigung und in der Seelsorge wurden gesucht, Strukturen wurden verändert.

 

Aber leider war das noch nicht das Ende der Fahnenstange: Für das Haushaltsjahr 2023 musste die Evangelische Kirche im Rheinland erstmalig einen Rückgang der Kirchensteuern verzeichnen, und zwar empfindlich in Höhe von 7 %. Die Haushalte der Kirchengemeinden, der Arbeitsgebiete, des Kirchenkreises und des Kirchenkreisverbandes müssen also rückwirkend korrigiert werden, was bedeutet, dass in vielen Bereichen sowieso schon stark geplünderte Rücklagen erneut herhalten müssen. Die Erwartung ist, dass im Haushaltsjahr 2024 die Kirchensteuer noch einmal um 2 % sinken wird, es wären demnach für das laufende Haushaltsjahr 9 % weniger Finanzmittel vorhanden. Noch nicht abzusehen ist dabei, wie sich die Kirchenaustrittszahlen angesichts der Veröffentlichung der ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in der Evangelischen Kirche entwickeln werden. Bereits jetzt verlieren wir im rheinisch-evangelischen Teil des Saarlands jährlich ca. 3.500 Gemeindeglieder - die Hälfte davon inzwischen durch Austritte, die andere Hälfte durch den demographischen Wandel.

 

Hinzu kommt ein massives Personalproblem im Pfarrdienst: Es werden nicht mehr genügend junge Menschen zum Pfarrdienst ausgebildet, die Zahlen an den Universitäten sind teilweise dramatisch eingebrochen. Und von den wenigen, die das Theologiestudium abschließen, kommen nur noch vereinzelte Personen ins Saarland. Die schönen und lebenswerten Kirchenkreise an der Saar liegen halt ganz am Rand der Landeskirche und erscheinen vielen aus Wuppertaler, Kölner oder Düsseldorfer Perspektive wie ein fernes, unbekanntes Land. Bis 2035 werden allerdings ca. 2/3 der Pfarrpersonen, die jetzt im Saarland ihren Dienst tun, in den Ruhestand wechseln. Zurzeit tut im Kirchenkreis Saar-West eine Vikarin ihren Dienst, eine zweite wird ab 1. April hinzukommen. Die Tätigkeit des Superintendenten ist seit einigen Jahren intensiv um den Aspekt der Personalgewinnung erweitert worden. Jeder Erfolg ist mühselig erkämpft und hat zahlreiche Gespräche und Telefonate erfordert.

 

Weniger materielle Ressourcen, weniger Personal, dazu kommen noch die Gebäudefragen: Welche Gebäude können und wollen wir noch aufrechterhalten?

 

Wir werden den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern wir werden die Herausforderung aufnehmen - erneut aufnehmen. Die beiden Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West gehen voran, indem sie sich zum 1.1.2026 zusammenschließen und damit viele unnötige Doppelstrukturen abbauen. Klar ist: Die Fusion ist nicht das Allheilmittel, sie kann ein Lösungsweg sein. Klar ist aber auch: Niemand wird die oben beschriebenen Herausforderungen allein bewältigen. Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde in diesen schwierigen Zeiten. Zusammenarbeit vor allem im pastoralen Dienst: Hier muss die Arbeit über Grenzen hinweg gemeinsam so verantwortet werden, dass Pfarrerinnen und Pfarrer nicht unter ihrer Arbeit zusammenbrechen. Zusammenarbeit aber auch bei Gottesdiensten und Veranstaltungen: Was muss unbedingt vor Ort weiter aufrechterhalten werden? Was kann auch gemeinsam gestaltet werden? Und: Welche Standorte werden wir in Zukunft aufrechterhalten können und welche eben auch nicht mehr (zur Beantwortung dieser Frage ist auch eine ehrliche Bestandsaufnahme notwendig)? Der Zusammenarbeit ist aber auch in allen anderen Bereichen unserer kirchlichen Arbeit keine Grenze gesetzt: Gute Beispiele gibt es z.B. in der Konfirmandenarbeit und der Jugendarbeit.

 

Der Kreissynodalvorstand wird alle konstruktiven Versuche der Zusammenarbeit begleiten, unterstützen und fördern. Sprechen Sie uns gerne an. Wir können gute Beispiele beisteuern und Personen benennen, die in diesen Prozessen hilfreich sind. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg, denn nur das ist unsere Chance!

 

Herzliche Grüße,

 

Ihr Christian WEYER, Superintendent

13.04.2024